Die Rettung aus Höhen und Tiefen ist ein wichtiges Aufgabengebiet der Feuerwehren. Sie erfordert neben speziellen Kenntnissen, Fertigkeiten und Geräten ein hohes Maß an körperlicher Fitness und psychischer Belastbarkeit. Besonders anspruchsvoll ist diese Aufgabe, wenn herkömmliche Mittel wie Drehleitern und Hubrettungsfahrzeuge nicht mehr eingesetzt werden können oder in einsturzgefährdeten Bereichen gearbeitet werden muss.
Neben der Rettung von Menschen und Tieren werden die Einsatzkräfte der Höhenrettung auch zu technischen Hilfeleistungen und feuerwehrspezifischen Arbeiten, wie der Brandbekämpfung in großen Höhen herangezogen.
Der folgende Beitrag widmet sich im Detail der Arbeit, der Ausbildung und den spezifischen Anforderungen an diese Spezialeinsatzkräfte im Bereich der Höhen- und Tiefenrettung. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den österreichischen Kontext gelegt.
Das Aufgabengebiet der Höhenrettung bei der Feuerwehr ist äußerst vielfältig und erfordert Spezialkenntnisse in einem breiten Spektrum von Einsatzszenarien.
Nachfolgend sind einige der wichtigsten Aufgabenbereiche der Höhenrettung aufgeführt:
1. Rettung aus Höhen und Tiefen:
Die Hauptaufgabe der Höhenretter der Feuerwehren besteht in der Rettung von Personen in Notlagen aus Höhen und Tiefen. Dies kann von Gebäuden, Brücken, Berggipfeln, Industrieanlagen, Kränen, Schächten, Schluchten oder anderen schwer zugänglichen Orten sein.
2. Bergung und Evakuierung
Die Höhenrettung umfasst neben der Rettung von Personen auch die Bergung von Verletzten oder Toten sowie die Evakuierung von Personen und Tieren.
3. Medizinische Erstversorgung
Die Einsatzkräfte der Feuerwehren müssen in der Lage sein, unter schwierigsten Bedingungen Erste Hilfe zu leisten, Wunden zu versorgen und Reanimationen durchzuführen, soweit es das Einsatzszenario zulässt. Insbesondere in Einheiten, die zur Höhenrettung eingesetzt werden, ist der Anteil an ausgebildeten Rettungsassistenten hoch.
Sie sind in der Lage, notfallmedizinische Erstversorgung an Orten durchzuführen, die für andere Rettungskräfte in der Regel nicht mehr zugänglich sind.
4. Technische Hilfeleistung: (technische Rettung)
Höhenrettungsteams setzen spezielle technische Ausrüstung ein, um Personen sicher zu bergen. Dies kann den Einsatz von Seilsystemen, Flaschenzügen und anderen Rettungsgeräten umfassen. Gängige Seillängen sind bis zu 250 Meter lang und können durch Kombination noch verlängert werden. Die persönliche Ausrüstung der Höhenretter ist 20 bis 25 kg schwer.
5. Zusammenarbeit mit anderen Organisationen
Höhenrettungsteams arbeiten oft eng mit anderen Rettungsdiensten wie Bergrettung, Polizei oder Spezialeinheiten des Militärs zusammen, um komplexe Rettungsszenarien zu bewältigen.
Die Höhenrettungseinheiten der Feuerwehren werden in unterschiedlichen Szenarien zur Rettung oder Bergung von Personen aus Höhen oder Tiefen eingesetzt. Die Gründe hierfür sind vielfältig.
Zu den häufigsten Einsatzgründen der Höhenretter zählen medizinische Notfälle durch Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Unfälle und Abstürze. Aber auch suizidgefährdete Personen und in zunehmendem Maße stark übergewichtige Personen, die spezielle Bergeverfahren, z.B. durch Fenster, erfordern.
Nachfolgend einige Beispiele für Einsatzszenarien:
1. Rettung aus großen Höhen
Bei Unfällen, medizinischen Notfällen oder anderen gefährlichen Situationen müssen Personen aus großen Höhen geborgen oder evakuiert werden. Typische Einsatzgebiete sind dabei Dächern, Türmen, Schornsteinen, Hochhäusern, Aufzügen und Seilbahnen, Kräne, Industrieanlagen und Hochhauskomplexe.
2. Rettung an Steilhängen oder Klippen
Wenn Wanderer, Kletterer oder Personen in unwegsamem Gelände in Schwierigkeiten geraten, werden Höhenrettungsteams der Bergrettung aber auch der Feuerwehren eingesetzt.
3. Bergung aus tiefen Gruben oder Schächten
Bei Unfällen in tiefen Gruben oder Schächten, wie sie im Bergbau oder auf Baustellen vorkommen können, werden Höhenretter zur Rettung eingesetzt.
Die Arbeit in der Höhenrettung erfordert nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch Teamarbeit, körperliche Fitness und psychische Belastbarkeit. Regelmäßiges Training und ständige Weiterbildung, sorgen dafür den hohen Anforderungen im Feuerwehrdienst gerecht zu werden.
Die anspruchsvolle Höhenrettungsausbildung der Feuerwehren setzt sich aus verschiedenen Modulen zusammen. Damit wird sichergestellt, dass die Einsatzkräfte über die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten verfügen. Sie ist in der Regel modular aufgebaut und erstreckt sich über einen Zeitraum von mehreren Wochen bis zu mehreren Monaten.
Hier sind einige der typischen Ausbildungselemente:
Die spezielle Ausrüstung der Höhenretter ist maßgeblich für einen sicheren und effektiven Einsatz in Höhen und Tiefen. Von besonderer Bedeutung sind neben den speziell für die Höhenrettung ausgerüsteten Feuerwehrfahrzeugen, wie Hubrettungsgeräte und Drehleitern, folgende Ausrüstungsgegenstände:
Ausbildung zum Höhenretter: Als Grundlage gilt die Richtlinie des ÖBFV BF 04 (Absturzsicherung – Rettung aus Höhen und Tiefen). Dieses Regelwerk legt die Minimalanforderungen bzgl. der Inhalte und des Umfangs für die Ausbildung „Absturzsicherung – Rettung aus Höhen und Tiefen“ bei Berufsfeuerwehren fest.
Jeder Anwärter wird in den Bereichen Theorie, Unfallverhütung, Gerätekunde, Knotenkunde, Anschlagpunkte, Absturzsicherung, Retten und Selbstretten ausgebildet.
Die Berufsfeuerwehr Graz war im Jahr 2000 die erste Feuerwehr Österreichs, die die Höhenrettung als eigene Einheit innerhalb einer Berufsfeuerwehr eingerichtet hat.
Die hochspezialisierten Höhenrettungseinheiten der Feuerwehren kommen dort zum Einsatz, wo konventionelle Rettungs- und Einsatztechniken an ihre Grenzen stoßen.
Die Anforderungen sind besonders hoch. Neben der grundsätzlichen Schwindelfreiheit müssen sie physisch und psychisch topfit sein. Ihre Aufgaben reichen von der Rettung aus großen Höhen und Tiefen bis hin zur technischen Hilfeleistung an und in komplexen Bauwerken.
Die Höhenrettung erfordert nicht nur genaue Kenntnisse über Seiltechniken, Knoten und spezielle Rettungsgeräte, sondern auch ein hohes Maß an Teamarbeit und Kommunikation. Höhenretter sind daher nicht nur Experten auf ihrem Gebiet, sondern auch Teamplayer.
Die Höhenretter der Feuerwehren sind als Spezialisten vor allem an schwer zugänglichen Orten unentbehrlich.
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