Kostenanalyse, Anprobe, Test: 2024 hat die Bundesbeschaffung GmbH im Auftrag des ÖBFV eine Ausschreibung für eine österreichweit einheitliche Einsatzbekleidung für die Feuerwehr nach KS-03 durchgeführt. Expertisen aus allen Landesfeuerwehrverbänden führten zu einer Entscheidung.
ABI ING. RICHARD BERGER, BA, MSC
Sonnig, heiß – eigentlich passend für eine Waldbrandeinsatzübung – war das Wetter am Testtag in Tulln Mitte Juni 2024. Unter der Leitung von BR Ing.
Markus Reitbauer, Leiter des Sachgebiets 3.6 „Dienstund Einsatzbekleidung“, prüften 14 Feuerwehrmitglieder die Einsatzbekleidung von vier Anbietern. Beaufsichtigt wurde die Testung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der BBG sowie von zwei Vertretern des Bundesministeriums für Landesverteidigung (BMLV).
Seitens des BMLV hat sich insbesondere Chef-Entwickler Herbert Engel von der Heeresbekleidungsanstalt als unterstützendes Mitglied der Arbeitsgruppe im Sachgebiet 3.6 verdient gemacht. „Ihm verdanken wir viel Expertenwissen im Bereich der Beschaffung, aber auch hinsichtlich der entsprechenden Schnittund Materialdefinition im Zuge der Erstellung der KS-03“, zeigte sich BR Reitbauer für die Unterstützung durch Engel dankbar.
Historische Entwicklung.
Die Ausschreibung ist für BR Reitbauer „ein wichtiger Schritt für eine historische Entwicklung im Feuerwehrwesen. Zum ersten Mal testen wir als Vertreter des ÖBFV gemeinsam eine einheitliche Bekleidung für alle Feuerwehren Österreichs“. FVPräs. Ing. Rudolf Robin, der vom Präsidium beauftragte Arbeitsgruppenleiter KS-03, besuchte die Testung und machte sich ein Bild von dem professionellen Aufbau und Ablauf dieses Tages und hielt zusammenfassend fest: „Dass wir das Projekt KS-03 hier gemeinsam nach insgesamt vier Jahren Projektdauer nun mit der Testung nach einer Ausschreibung zu Ende bringen, ist durchaus historisch. Es ist großartig, dass wir in unserem Land nun alle auch bei der Bekleidung an einem Strang ziehen können.“
Bewertungskriterien.
Für das Vergabeverfahren wurde das Bestbieterprinzip gewählt, bei dem Preis, Qualität und Soziales – hierzu gehören Zertifizierungen wie „Faire Ware“ oder andere Zertifikate für sozial verträgliche Arbeitsbedingungen – als Zuschlagskriterien zählten. Die Punkte für den Preis wurden bereits vor dem Testtag in Tulln berechnet. Am Testtag wurde die Qualität der Bekleidung durch Vertreterinnen und Vertreter der Landesfeuerwehrverbände bewertet.
Ein durchdachter Bewertungskatalog bildete die Basis für diese Testung. Wichtig war dabei insbesondere auch, dass die Bewertung der Bekleidung ohne Vorbehalte durchgeführt werden konnte: Die Prüfungskommission wusste weder, von welcher Firma die zu testende Uniform stammt, noch, in welchem Preissegment sich das Angebot bewegt.
Testung.
Die vier Feuerwehrfrauen und zehn Feuerwehrmänner fassten jeweils eine Garnitur der vier zur Testung zugelassenen Hersteller aus und absolvierten mit jeder Bekleidung insgesamt sechs Stationen. Danach wurden die Erkenntnisse in einem elf Punkte umfassenden Fragenkatalog niedergeschrieben. Bei diesem Fragenkatalog handelte es sich um rein subjektive Bewertungskriterien. Die objektiven Kriterien wurden durch die abgegebenen Muster bereits im Vorfeld geklärt. Dabei kam es auch zu zwei Ausscheidungen“, beschrieb BR Reitbauer die Vorgehensweise.
Angreifen und Prüfen.
„Der wichtigste Test allerdings war die Haptik, also das Anfassen der Uniformen: Wie fühlt sich der Stoff an, wie robust sind die Nähte tatsächlich? Was hält die Uniform alles aus? Natürlich kann in so kurzer Zeit nicht alles geprüft werden, schon gar nicht eine Lebensdauer von mehreren Jahren. Dennoch erhielten die Probanden ein gutes Bild der vier Anbieter, erklärte BR Reitbauer.
Vergabe.
Bestbieter und somit Partner der Rahmenvereinbarung mit der BBG wurde nach Berücksichtigung aller Bewertungskriterien TEXPORT Handelsgesellschaft m.b.H. Das weitere Vorgehen beschrieb Reitbauer folgendermaßen: „Der ermittelte Bestbieter wurde über den Zuschlag informiert und beginnt mit der Produktion der unterschiedlichen Größensätze. Anproben der abrufenden Feuerwehren folgen bei Bedarf. Wir rechnen mit einer Verfügbarkeit der Garnituren mit Ende des Jahres 2024.“
KS-03 als Qualitätskriterium.
FVPräs Robin ergänzte: „Für die österreichischen Feuerwehren ergibt sich mit dieser Testung ein Bestbieter, dessen Uniformen gemäß KS-03 über die BBG abrufbar sind. Ein Kriterium der Ausschreibung war die Erlangung einer ÖBFV-Prüfnummer. Dazu wurde durch den ÖBFV gemeinsam mit dem ÖTI das altbewährte Prüfnummernsystem wieder neu aufgelegt. Hersteller, die künftig Uniformen gemäß der KS-03 anbieten wollen, können eine Prüfnummer über das ÖTI beantragen. Nach Testung, ob die Kriterien erfüllt werden, wird diese Prüfnummer vergeben, und die Feuerwehren können sicher sein, dass ein Anbieter mit einer solchen Nummer auf der Garnitur die KS-03 erfüllt.“ Unabhängig von der Ausschreibung, welcher die KS-03 zugrunde lag, wird durch die Prüfnummer somit sichergestellt, dass die Bekleidung nachweislich der KS-03 entspricht. „Dies ist in manchen Bundesländern für die Förderung relevant“, so FVPräs Robin.
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